Friedemann J.
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Ich bin nun seid ca. 2,5 Wochen Mithelfer im Yoga Vidya Westerwald. Nach ca. 2 Wochen musste ich sogar etwas weinen, weil ich mich seid langem nicht mehr so zuhause gefühlt habe. Ich habe eine längere Geschichte unter anderem mit einer fundamentalistischen Bibelgruppe hinter mir. Demnach bin ich etwas gebrandmarkt, dennoch mit spirituellen Hunger hierher gekommen. Keiner hat mich in irgendeiner Weise "bewertet" oder beurteilt. "Beobachtet" ob ich alles "richtig" mache oder Ähnliches. Ich durfte ganz entspannt Anfangs auf Abstand bleiben, wollte natürlich trotzdem eifrig mitarbeiten, doch den Druck machte ich mir dann eher selber. So konnte ich mich immer mehr öffnen und erleben wie gut es mir tut hier sein zu dürfen. In dieser kurzen Zeit habe ich schon viel Tiefe erfahren dürfen, sehr viel gelacht und mir in vielen Dingen einfach nur selbst im Weg gestanden und dies Stück für Stück erkennen dürfen. Ich hoffe sehr, dass Yoga Vidya weiterhin noch viele viele Jahre existiert und viele viele weitere Menschen die Erfahrung machen können, welche ich hier derzeit mache.
Ich denke es ist wirklich nicht einfach einerseits Offenheit andererseits Tiefe, bei so vielen verschiedenen Menschen in Balance zu halten. Dazu kommen allgemeine Herausforderungen, welche ab einer bestimmten Gruppenanzahl ganz natürliche (statistische) Phänomene sind. Dann müssen noch die politisch-ökonomischen Rahmenbedingungen gehalten werden, bei gleichzeitigem Anspruch möglichst offen für alle und so niedrigschwellig wie möglich zu bleiben. Zum Schluss noch durch Geduld und Mitgefühl beharrlich Raum zu halten, für Menschen (wie mich), welche hier mit einer im Unterbewusstsein tief eingepflanzten Angst (über längere Zeit eher negative Religionserfahrungen) hier ankommen und mit den ganzen Statuen und Bildern sich erst einmal überfordert fühlen. Das es Zeit und Verständnis braucht, um zu verstehen, dass es nicht irgendwelche "Götzenverehrung" /Götzendienst / "böse Geister"Anrufung ist. Sondern ein vielseitiger Ausdruck des Einen. So wie in der Bibel viele Namen von Gott zur Beschreibung von Gott verwendet werden. Das es total menschlich ist einen Zugang zum Absoluten durch einen persönlichen Bezug herzustellen. So wie Gott beispielsweise in der Schrift sogar dem sturen Jakob auf seinem Weg als konkrete Person begegnet, um ihm etwas tiefgreifendes zu offenbaren.
Als christlich protestantisch aufgewachsener Mensch, mit vielen verschiedenen Erfahrungen auch mit vielen verschiedenen Menschengruppen über verschiedene Länder hinweg. Kann ich mich hier sowohl als Christ identifizieren und alleine im Herzen zu Jesus Christus beten oder als Mensch auch diese Identifikation mal kurz loslassen. dass "alles andere gefährlich und böse" wäre und auch die Lehren von (bspw.) Ghandi und anderen heiligen Schriften mit eigenem Verstand ansehen, Zeit nehmen, "nachspüren" und entschieden aus dem Herzen "prüfet alles und behaltet das Gute" zu leben. Ich bin dabei jedoch nicht "anders" oder nicht vollständig "dazugehörig", weil ich bestimmte Dinge nicht mitsingen oder mitmachen will, ganz im Gegenteil.
Ganz besonders gefällt mir dieser integrierte Ansatz des Yoga Vidya. Ein integraler Weg, welchen man sich offen anschließen kann für einige Zeit, ohne genötigt zu werden, sondern Raum für Sein und Wachstum bleibt.
Es geht um das eigene Innere, somit etwas was ich selbst entscheiden kann und darf. Ich kann somit als Christ hier wahrscheinlich mehr zu Jesus Christus hinwachsen als in vielen anderen christlichen Kontexten. Ich würde hier am liebsten noch viel mehr schreiben. Jedoch erlaubt es Google nicht und dein zeitlicher Rahmen 😁
Zum Schluss:
Geht es nicht um den Personlichkeitsentwicklungs-Gedankens aus Amerika, welcher sogar in religiöse Kontexte geschwappt ist. Oder den kapitalistischen Spiritualismus (online en Masse zu finden). Ersteinmal wird realer Raum geschaffen. Basic. Reales reden mit realen Menschen. Echtes, mitteleinfaches Singen (wenn man möchte), ganzheitliche Praxis (Seele, Geist und Körper). Tiefe Reifung eines Menschen wie mich kann stattfinden. 🙏